Malaysia - Etablierter Investitionsstandort
Wie beurteilen Sie die aktuellen Investitionschancen für bayerische Unternehmen in Malaysia und welche spezifischen Vorteile oder Anreize bietet das Land derzeit für ausländische Investoren?
Malaysia ist ein etablierter Investitionsstandort mit einer jungen, englischsprachigen Bevölkerung, die zudem indische, chinesische und malaiische Sprachen abdeckt. Aus diesem Grund ist das Land oft als Regional Hub oder Standort für Shared Service Centres beliebt, um von Malaysia aus Dienstleistungen für die Unternehmensgruppe weltweit zu erbingen. Lohnnebenkosten sind mit im Schnitt 14% pro Arbeitnehmer erschwinglich und im Vergleich zu Singapur ist eine Investition in Malaysia sechsmal kosteneffizienter (McKinsey). Über 700 deutsche Unternehmen haben bereits vor Ort investiert, darunter viele, die vor Ort produzieren und daher diversizierte Industriecluster- und Zuliefererstrukturen aufgebaut haben.
Liberale Landkaufrechte ermöglichen es auch Unternehmen im ausländischen Kapitalbesitz, Land käuflich zu erwerben, so dass nicht auf Pacht oder lokale Teilhaber gesetzt werden muss. Mit Deutschland existiert zudem ein Doppelbesteuerungs- sowie Investitionsabkommen und Patente, Trademarks etc. können vor Ort angemeldet und rechtlich durchgesetzt werden. Gesetzestexte sind zweisprachig (darunter Englisch), Jahresabschlüsse und Buchhaltung finden ebenfalls auf Englisch statt. Zusätzliche Anreize bestehen v.a. für Investoren in der Fertigung in Form von Steuererleichterungen, für Importeure von Elektrofahrzeugen (0% Einfuhrsteuer statt bis zu 300% auf konventionelle Fahrzeuge) und Unternehmen in Schlüsselsektoren wie z.B. der Elektronik/Elektrik, Pharmazie oder Biotechnologie.
In Anbetracht der wirtschaftlichen Herausforderungen der letzten Jahre weltweit – insbesondere durch die COVID-19-Pandemie –, wie hat sich die wirtschaftliche Lage Malaysias entwickelt, und welche Maßnahmen wurden ergriffen, um das Wachstum und die Stabilität der malaysischen Wirtschaft zu fördern?
Während der COVID-Pandemie schrumpfte die malaysische Wirtschaft wie viele Volkswirtschaften weltweit. Die malaysische Regierung legte in dieser Zeit diverse Unterstützungsprogramme auf, darunter Steuererleichterungen, eine Aussetzung der Tourismussteuer für Reisende, Förderungen bei der Einstellung neuer Mitarbeiter, eine staatliche subventionierte Impfkampagne und erlaubte der Bevölkerung, große Summen aus dem Rentenfonds zu entnehmen, um den Binnenkonsum anzukurbeln. Bereits 2021 wuchs das BIP wieder um 3,1%, angefeuert durch einen starken Halbleitersektor, der gut gefüllte Auftragsbücher vorweisen konnte. 2022 verzeichnete Malaysia mit einem BIP-Zuwachs von 8,6% das höchste Wachstum in der ASEAN-Region. Für 2023 wird das Wachstum auf 3,8% geschätzt, was u.a. einer schwachen Nachfrage aus Europa geschuldet ist.
Da Malaysia Hochlohnland werden will, bevorzugt die Regierung in ihren Wirtschaftsprogrammen insbesondere Investoren, die neue Technologien und Know-How nach Malaysia bringen, vor Ort ausbilden und einen aktiven Teil zum Wachstum beitragen.
Welche Branchen in Malaysia halten Sie derzeit für vielversprechend und attraktiv für ausländische Investitionen?
Für ausländische Investoren und insbesondere deutsche Unternehmen sind derzeit folgende Branchen besonders attraktiv: Kreislaufwirtschaft, Automobilindustrie (insbesondere E-Mobilität), Automatisierungs- und Robotertechnik, KI-Lösungen in der Produktion, Medizintechnik, Elektronik und Elektrik, Wasserstoff, ESG-relevante Branchen und Schnittbereiche, Pharmazie- und Biotechnologie, IT und Wasser- und Abwasser. Zudem ist Malaysia beliebt bei deutschen Materialeinkäufern, die vor Ort u.a. Kunststoffe, Metallerzeugnisse, Elektrik-, Elektronik- und Hochpräzisionskomponenten einkaufen.
Welche Unterstützung bietet die Auslandshandelskammer Malaysia bayerischen Unternehmen, die in den malaysischen Markt investieren möchten, um eine reibungslose Geschäftstätigkeit zu gewährleisten?
Die AHK Malaysia berät angefangen bei Standortanalysen, Markteintrittsvergleichen über Lieferanten- und Partnersuchen oder der Überprüfung von lokalen Firmen bis hin zu Firmengründungen, Kontoeröffnungen, Übersetzungen, Lizenzbeantragungen, zollrechtlichen Problematiken und Arbeitsgenehmigungen für die Entsandtkräfte. Ein umfassendes Dienstleistungsportfolio aus einer Hand garantiert eine reibungslose Geschäftstätigkeit und unterstützt existierende Unternehmen vor Ort bei der Erweiterung ihres Netzwerkes oder der Bekanntmachung von Produkten. Zudem können Firmen sowohl ihre malaysischen als auch deutschen Mitarbeiter bei der AHK Malaysia interkulturell schulen lassen, das Top-Management auf geschäftliche Herausforderungen (HR, Arbeitsrecht, Buchprüfungs- und Buchführungspraxis, Steuersystem) vorbereiten, Bürolösungen im Herzen von Kuala Lumpur mieten und Buchhalterleistungen in Anspruch nehmen.
E. Langerbeck/K. Rübsam