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Bilanz nach 5 Jahren Entwicklungszusammenarbeit in und für Bayern: Oliver Wagener

Nürnberg (Dezember 2020/Januar 2021) - Im Jahr 2012 wurde beim Außenwirtschaftszentrum Bayern eine EZ-Scout-Position geschaffen, um mittelständische Unternehmen besser zu den vielfältigen Förder- und Finanzierungsangeboten der deutschen Entwicklungszusammenarbeit (BMZ, DEG, GIZ, KfW etc.) für die Wirtschaft beraten zu können. Kooperationspartner des EZ-Scouts sind die IHKs und Handwerkskammern in Bayern sowie das Bayerische Wirtschaftsministerium. Seit 2016 berät Oliver Wagener bayerische Mittelständler*innen mit individuellen Beratungs- und Betreuungsangeboten beispielsweise bei der Finanzierung einer Investition in einem Schwellen- oder Entwicklungsland, er unterstützt bei Förderprojekten, vermittelt in die Netzwerke der Entwicklungszusammenarbeit oder sucht das passende Fachkräfteprogramm. Sein erfolgreicher Einsatz wurde kürzlich um zwei weitere Jahre bis Ende 2022 verlängert. Grund genug, eine Zwischenbilanz zu ziehen:

Sie sind seit fünf Jahren im Einsatz als EZ-Scout in Bayern. Wie sieht Ihre Bilanz aus?

Kooperationspartner als auch Kunden äußern sich bislang sehr zufrieden. Der EZ-Scout wird als innovative Ergänzung zum Beratungsangebot der Kammern im Bereich der Außenwirtschaft wahrgenommen und nachgefragt. Seit 2016 war ich an über 75 analogen oder digitalen Veranstaltungen der Partnerinstitutionen in Bayern mit mehr als 3.000 Teilnehmenden beteiligt, entweder konzeptionell, als Referent oder in meiner Rolle als Berater. Die Einzelberatung und Begleitung von Unternehmen bei ihren Projekten in Entwicklungs- und Schwellenländern steht besonders im Fokus: Bisher habe ich mehr als 200 Kooperationsgespräche geführt und über 150 bayerische Unternehmen beraten.

Gab es ein besonderes Highlight oder hervorstechendes Erfolgserlebnis für Sie in dieser Zeit?

Das Thema „Afrika“ hat gemeinsam mit den Kammern ordentlich Fahrt aufgenommen, ich bin hier stark involviert. Wir haben ein jährliches Afrika-Forum der bayerischen Wirtschaft etabliert, das bereits zwei Mal mit sehr guter Resonanz stattfinden konnte (in München und Nürnberg). Dann haben sich einige IHKs zu einem Bayern Netzwerk Afrika ganz pragmatisch zusammengetan und veranstalten jährlich zwei bis drei Ortstermine zum fachlichen und persönlichen Austausch, was gut angenommen wird. Die Teilnehmenden sind mittelständisch geprägt, aber auch von Vereinen, Initiativen, Universitäten u.a. Ein weiteres Highlight ist ein sehr engagiertes Ausbildungsprojekt des Augsburger Handwerks gemeinsam mit einem Hilfsverein in Kenia, das ich seit 2018 begleite. Kreishandwerkerschaft und die Bau- und Sanitär-Fachinnungen kooperieren hier mit Berufsschulen und der regionalen Wirtschaftskammer im Baringo County bei der Einführung von Elementen einer dualen beruflichen Aus- und Weiterbildung.

Was hat sich in Ihrem Aufgabenbereich durch Corona geändert? Und was hat sich für die Firmen geändert?

Die Arbeit hat sich stark verändert. Digitale Kommunikation hat überall Einzug gehalten, Meetings finden nur noch digital statt (weil nicht mehr gereist wird), ebenso Veranstaltungen meist nur noch als Webinare oder Online-Formate. Alle physischen Veranstaltungen in Bayern wurden größtenteils abgesagt. Somit fällt der persönliche Austausch mit Unternehmen aktuell weg. Für die Firmen sind die Folgen teilweise dramatisch: Umsatzeinbußen, Lieferkettenunterbrechungen, Auslandsreisen können nicht oder kaum stattfinden, Projekte werden zurückgestellt, darunter leiden ganz besonders Geschäfte in Entwicklungs- und Schwellenländern. Auch das Bundesentwicklungsministerium (BMZ) hat auf diese globale Krise  reagiert und fördert Maßnahmen in Entwicklungs- und Schwellenländern, die unmittelbar COVID-19-relevant sind. Darunter sind Kreditlinien zur Aufrechthaltung der Liquidität in Afrika-Projekten, zusätzliche Fördermittel im Programm develoPPP.de oder die digitale Geschäftspartnersuche auf der leverist-Plattform.

Weltweit haben alle Länder zu kämpfen mit Corona - welche Entwicklungs- und Schwellenländer sind besonders betroffen?

Bekannt ist durch die Medien, dass große Schwellenländer wie Brasilien, Indien oder auch Südafrika erheblich mit der Pandemie zu kämpfen haben. Gleichzeitig sind diese Märkte für die deutsche Außenwirtschaft sehr wichtig, der Schaden ist immens. In Teilen Südamerikas oder auch in Subsahara-Afrika sind die wirtschaftlichen Folgen noch nicht vollständig absehbar, aber viele der ohnehin schon wenig entwickelten Länder wird die Krise ungleich härter treffen und die Armut erheblich verschärfen.

Wie läuft es in der Praxis: Durch Covid finden ja keine Unternehmerreisen oder Firmenbesuche statt. Was gibt es stattdessen - wirklich alles Digital?

Seit März findet tatsächlich alles nur noch digital statt. Die bayerischen Kammern haben eine ganze Webinarreihe zu den Corona-Auswirkungen in für die bayerische Außenwirtschaft wichtigen Auslandsmärkten angeboten, solche Webinare werden auch weiterhin angeboten. Auch unbekanntere Potentialmärkte lassen sich so interessierten Unternehmen näherbringen, beispielsweise Namibia als Sourcing-Markt oder die „kleinen“ ASEAN-Märkte Laos, Kambodscha und Myanmar. Ich fungiere hier oft als Ideengeber oder Mitausrichter der beteiligten IHKs und vermittele Fachkolleg*innen aus unserem entwicklungspolitischen Netzwerk.

Ausblick: Wie geht es weiter, welche EZ-Märkte sind am vielversprechendsten für bayerische KMU?

Aus unserer Sicht sind die unbekannteren Nischenmärkte in Asien oder Subsahara-Afrika durchaus interessant für bayerische oder generell deutsche Unternehmen. Für sie steht ein global agierendes Kooperationsnetzwerk zur Unterstützung und Begleitung bereit, neben den EZ-Scouts in Deutschland bei Kammern und Verbänden, beraten die ExperTS-in deutschen Auslandshandelskammern sowie die Kolleg*innen im Global Business Network Programme (GBN) direkt in den Ländern vor Ort. Die Angebote und Programme der EZ können neben den Instrumenten der Außenwirtschaftsförderung hier sinnvoll beim Markteinstieg sein. Die oben genannten Länder bzw. Regionen stehen aktuell im Fokus meiner Arbeit. In Namibia gibt es beispielsweise aktuell Bemühungen, das Exportpotenzial von Busch-Biomasse und im Rahmen von Biomasse-Industrieparks mit deutschem Knowhow zu heben. Eine für Juni geplante Unternehmerreise des bayerischen Wirtschaftsministeriums gemeinsam mit den bayerischen Kammern nach Kambodscha konnte wegen Corona leider nicht stattfinden, ist aber für 2021 als digitale Markterkundung geplant. Wir halten Sie auf dem Außenwirtschaftsportal Bayern immer aktuell informiert!

Weitere Infos zum EZ-Scout Bayern und den Angeboten der EZ für Unternehmen

Markterschließung in Afrika