Handwerksprojekt Martinsdorf in Rumänien: Traditionelles Handwerk lernen und anwenden

Martinsdorf (August 2023) - Martinsdorf, ein malerisches Dorf im Herzen Rumäniens, hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Transformation erlebt. Was einst als verschlafene Gemeinschaft galt, hat sich zu einem aufstrebenden Zentrum für traditionelles Handwerk und Lernort für die Handwerkerausbildung in Europa entwickelt. Das Handwerksprojekt Martinsdorf setzt sich dafür ein, das lokale Bau Erbe zu bewahren und Handwerksfertigkeiten wiederzubeleben, die in Vergessenheit zu geraten drohten.

 

Bereits seit 2014 arbeiten Auszubildende und Meisterschüler aus Bayern in dem kleinen Dorf in Rumänien. Was als Handwerksprojekt Martinsdorf als Initiative der Münchner Baufachschule und mehrerer Innungen begann, ist seit 2019 ein Erasmus+ Projekt der Vereins Martinsdorf/Siebenbürgen eV.  in Trägerschaft der Handwerkskammer für München und Oberbayern. Derzeit hat der Verein 37 ehrenamtliche Mitglieder und arbeitet unter anderem auch mit der evangelischen Kirche Siebenbürgen zusammen.

60 Azubis

Jedes Jahr kommen circa 60 Azubis der unterschiedlichen Gewerke in das beschauliche Dorf, um dort in Workshops von ExpertInnen historische Restaurierungstechniken zu erlernen und auch gleich anzuwenden – etwa bei der Restaurierung von Kirchenbauten. Zudem lernen Sie die Arbeit im Team. „Anders als in einem Berufsbildungszentren in Deutschland erschaffen die TeilnehmerInnen hier etwas Bleibendes“, sagt Michael Doll, Vorstand der Handwerkerschule. Die SchülerInnen kommen seinen Angaben zufolge meistens im 2. oder 3. Lehrjahr für 14 Tage zum Lernen und Arbeiten, leben ganz spartanisch in den Räumen des alten Pfarrhauses. Bis vor kurzem mussten sich die SchülerInnen mit Wasser aus dem Brunnen versorgen, erst jetzt wurden dort die Sanitäranlagen fertig gestellt. Auch die dortigen DorfbewohnerInnen werden in die Arbeit miteingebunden, helfen bei Pflasterarbeiten oder Dachdecken an den dortigen Bauten und Kirchen der Region. Für die Mahlzeiten sorgen die EinwohnerInnen.

Alle Gewerke

„Das Handwerksprojekt Martinsdorf konzentriert sich auf eine Vielzahl von Handwerksbereichen, darunter Zimmern, Schreinern, Malern, Dachdeckern, Stukkateure,  Holzbildhauern und mehr. Die TeilnehmerInnen lernen von erfahrenen HandwerkerInnen, die ihr Wissen und ihre Techniken weitergeben“, sagt Michael Doll, früher Ausbildungsleiter der Maler- und Lackiererinnung, München Stadt und Land. In den vergangenen 10 Jahren sind insgesamt 600 TeilnehmerInnen hierhergekommen, haben gelernt und das Erlernte gleich an den Kirchenburgen und Gebäuden der Region angewendet. Es geht natürlich in erster Linie auch um Denkmalpflege, wir versuchen aber, auch Themen wie Nachhaltigkeit oder Energieeffizienz im Altbau mit ins Lernspektrum zu integrieren“, Manche Gesellen oder Meister kämen sogar später auf eigene Kosten hierher, helfen mit oder unterrichten.

Der Erfolg dieses Handwerksprojekts hat auch positive Auswirkungen auf die lokale Wirtschaft. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze und die Förderung des Tourismus haben dazu beigetragen, das Dorf zu revitalisieren und einen wirtschaftlichen Aufschwung zu ermöglichen. Martinsdorf ist heute ein Beispiel dafür, wie die Wiederbelebung traditioneller Handwerkskunst eine Gemeinschaft beleben und gleichzeitig das kulturelle Erbe bewahren kann.

Jetzt bewerben für das Denkmalcamp

Die gemeinnützige Sto-Stiftung unterstützt das Engagement Martinschule mit ihrem Denkmalcamp, das in diesem Jahr vom 28. Juli bis 6. August 2023 stattfindet. Dafür können sich Auszubildende im Maler- und Lackiererhandwerk, die sich im zweiten Lehrjahr befinden, jetzt bewerben.

Erfahrene Experten zeigen den Auszubildenden historische Mal- und Restaurierungstechniken wie Graumalerei und Schablonier Technik. Ihr neues Wissen dürfen die jungen Handwerker dann auch in der Kirchenburg in Martinsdorf anwenden und Freilegearbeiten und Befunduntersuchungen am denkmalgeschützten Gebäude durchführen. Eine einmalige Gelegenheit, weil Auszubildende in Deutschland nicht an denkmalgeschützten Gebäuden arbeiten dürfen.

Anspruch der Sto-Stiftung ist es stets auch, den Nachwuchshandwerkern Land und Leute näher zu bringen. Und so stehen in den zehn Tagen auch Ausflüge und Kultur auf dem Programm. Die Kosten für Flug, Unterkunft, Verpflegung und Freizeitaktivitäten übernimmt die Sto-Stiftung. 

Weitere Infos und Anmeldung zum Denkmalcamp Rumänien